Sonst hält Christian Stecher in zahllosen Notizbüchern Bilder fest, als Resonanzräume, die später große, leidenschaftsfarbene Bilder evozieren. In dieser neuen Serie jedoch, sind die Bilder klein und ihre Quelle sind Gedichte, vielmehr die Farben die in ihnen leben.
Die Arbeiten für die Ausstellung in dem kleinen, alten Stilfser Haus sind in diesem Frühjahr im Atelier in Mérida (Mexico) entstanden zu Lyrik von Georg Trakl, Erich Fried, Jorge Luis Borges und Oswald Egger. Oft ist es eine bestimmte Textstelle, die ein Bild auslöst, manchmal eine Farbstimmung in einem Text. Die Worte der Dichter legen sich wie diaphane Farbfilter vor das Auge des Malers, lassen Stimmungen, Gefühle, Metaphern und Symbole in die leuchtenden Farbwelten von Christian Stecher schwingen. Dort geraten sie auf den kleinen Blättern von 30x30 Zentimetern in einen heftigen Sturm von Tempera, Kohle, Blei- und Farbstiften, der sie am Ende als kleine Serien von kraftvollen Datenträgern von Literatur und Malerei entlässt.
Sie sind alles andere als Randnotizen zur Lektüre von Lyrik, sie tanzen eigenwillig in magischen Farblandschaften mit Menschen und Tieren den melancholisch-sinnlichen Tanz im „Gewitterabend“ weiter, der durch die Dichter eröffnet wurde. „ Des Abends blauer Flügel“ von Georg Trakl hat diese Landstriche der Einsamkeit und Kälte im Herbst und Winter berührt, hat ihnen Zitate eingeschrieben und Farben entlockt, die Wortgewächse zu vibrierenden Farbblüten entfalten.
Testo: Karin Dalla Torre
Fotografie: Notburga Pardatscher (dolomiten.schlanders@athesia.it), Thomas Pichler